Die Erziehung und Ausbildung eines Hundes
Die Ausbildung eines Hundes besteht nicht nur aus den begriffen “Sitz“, “Platz“, oder “Fuß“.
Es ist ein komplexes Thema und sollte eigentlich in erster Linie die Ausbildung und die Erziehung des Hundehalters bedeuten, denn der Hund lernt in der Regel relativ schnell, wenn wir es ihm in einer für ihn verständlichen Art und Weise beibringen.
Bereits mit dem Welpenalter werden wir überflutet von Angeboten rund um den Hund.
Frei nach dem Motto “Wer seinen Hund liebt, der muss auch eine Menge investieren“.
Das fängt beim Hundefutter an und hört beim Tierarzt auf. Es durchläuft seinen Weg vom Accessoire bis hin zur Pflege und Aufbauprodukten und auch das Training bei Personal-Coaches liegt voll im Trend.
Von schönen, noblen Halsbändern, bis hin zur Ruhebox… alles was das Herz begehrt, ob es sinnvoll ist, oder nicht. Und wenn alle Stricke reißen, dann kauft man sich Leinensysteme, die mit geringem Kraftaufwand den größten Ochsen in der Spur halten. In den letzten Jahren ist eine riesige Lobby um das Thema Hund entstanden, bei der versucht wird so viel Profit, wie möglich zu erzielen. Da werden Dir von Leuten, die sich dem Wohl der Tiere verpflichtet haben, Tabletten angeboten, die dem Hund von Frühjahr bis in den Herbst ungezieferfrei halten. Warum machen wir das? Weil wir unsere Hunde lieben und nur das Beste für sie wollen, ist doch ganz klar…
oder lassen wir uns einfach nur täuschen?
Es gibt mittlerweile so vieles, über das der Neue, oder auch unerfahrene Hundebesitzer aufgeklärt werden sollte. Deshalb beginnt meiner Meinung nach die Ausbildung eines Hundes, insbesondere die seines Halters, schon weit vor dem Einzug des Welpen an.
Wenn wir einen Welpen in unsere Familie holen, reißen wir ihn aus seinem gewohnten Umfeld heraus.
Was das bedeutet, kann man an einem Beispiel ganz einfach erklären. Wenn wir uns vorstellen, wir würden anstelle des Welpen ein vielleicht zweijähriges Kind aus einem komplett anderen Kulturkreis adoptieren, so würden wir vor fast identischen Problemen stehen. Das Kind ist selbstverständlich eingeschüchtert, weiß nicht was los ist und kann uns nicht verstehen, denn es spricht eine ganz andere Sprache… genau wie unser Welpe.
Was er jedenfalls sehr schnell versteht, ob man es gut oder schlecht mit ihm meint.
Er erkennt es an der Stimmlage und der Körperhaltung jener Person, die sich ihm gegenüber versprochen und verpflichtet hat.
Es gibt die höhere Stimmlage für Situationen, die der Hund gut gemacht hat und die tiefere Stimme, wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte...
Also ist unser 1. Schlüssel für eine gute Hundeausbildung unsere Stimme. Mit diesem Schlüssel begleiten wir unseren Hund sein ganzes Leben lang. Das richtige Loben oder auch die Bestätigung, sowie das Unterbinden von nicht erwünschtem Verhalten, im richtigen Moment ausgesprochen, wird nur leider oftmals nicht sinnvoll angewendet. Zu spät gelobt oder getadelt, erreichen wir keine Verknüpfung mehr zu dem, was wir unserem Hund beibringen wollen. Die Reaktionszeit liegt hier deutlich unter 3 Sekunden.
Auf keinen Fall dürfen wir unseren Welpen anbrüllen, oder versuchen ihn körperlich zu züchtigen.
Das Gleiche gilt auch für die Bestrafung durch Essensentzug.
Worte wie: “Du musst Deinem Hund zeigen, wer der Chef ist“, sind absolut deplatziert.
Es ist eher ein Zeichen von Schwäche und Ungeduld des Halters.
Auf den Punkt gebracht, spiegelt es die Unwissenheit und die Unfähigkeit wieder und zerstört gleichzeitig die Basis für den 2. Schlüssel, den wir für eine gute Ausbildung unseres Hundes benötigen… das Vertrauen.
Vertrauen können wir nur gewinnen, wenn wir dem Hund vermitteln alle Situationen im Griff zu haben.
Sie müssen z. B. einschätzen können, ob sie Hundebegegnungen zulassen, wann Sie eine Situation abbrechen, oder erst gar nicht entstehen lassen.
Der Rudelführer in einem Wolfsrudel ist verantwortlich für seine Gruppe, verteilt die Aufgaben und klärt alle Arten von Ereignisse und Situationen. Ist er dazu nicht in der Lage, so gibt es eine Verschiebung in der Hierarchie.
Genau wie in unserem Rudel... egal wie groß es ist.
Ein weiterer Schlüssel für den Schlüsselbund der Hundeausbildung trägt den Namen „Kommunikation durch Körpersprache“. Er sieht dem Schlüssel der Stimme sehr ähnlich, öffnet aber eine ganz andere Türe.
Der Hund kommuniziert mit Körperhaltung und Körperspannung, gleiches nimmt er von seinem Halter wahr.
Des Weiteren wird über Bewegungsmuster oder auch über die Zunge, als ein Beispiel kommuniziert.
Der Hund hat weit mehr Möglichkeiten sich auszudrücken, als mit dem Schwanz zu wedeln.
Es ist sehr wichtig die Sprache der Hunde zu verstehen. Oftmals versteht der Hund unsere Gesten nicht und wir können uns im gleichen Atemzug, seine Reaktionen darauf nicht erklären.
Wir lieben unsere Vierbeiner ja so sehr und haben deshalb das Bedürfnis sie zu Knuddeln.
Nehmen wir mal an, wir beugen uns von Oben über unser Goldstück und umarmen ihn womöglich noch dabei.
Wir wollen ihm auf unsere menschliche Weise mitteilen, wie gerne wir ihn haben und sprechen dabei mit der guten, höheren Stimme. Aus unserer Sicht ein großes Zeichen der Zuneigung… Kinder machen das besonders gerne. Aber wie könnte es der Hund verstehen?
“Eine falsche Bewegung und Du bist fällig!“… und das auch noch mit der netten Stimme. Der Hund weiß gar nicht wie ihm geschieht. Im besten Falle fängt ihr Hund an, Ihnen übers Gesicht zu schlecken. “Ohhh, schau mal wie lieb es mich hat“, denkt der Mensch. Für den Hund ist es ein Beschwichtigunssignal, in dem er zum Ausdruck bringt, dass er keinen Streit haben will… bitte tue mir nichts. Machen Sie das mal bei einem fremden Hund… Aus der Situation heraus wird der Hund anfangen zu gähnen oder sich zu schütteln. Das Schütteln ist ein ganz klares Verhalten von Unwohlsein. Er schüttelt quasi den Stress von sich ab. Beobachten sie mal, wie oft sich Ihr Hund nach einem neuen oder seltsamen Ereignis schüttelt, bevor er weiterläuft.
Bei Hundebegegnungen ist immer einer am Schlecken, am Kreisen oder am Blinzeln, Körper und -Rutenhaltung sind ebenfalls aussagekräftige Signale, ob so eine Begegnung friedlich abläuft. Dies passiert in Bruchteilen von Sekunden, oftmals für uns gar nicht sichtbar. Ebenso kann das Führen an der Leine die Körpersprache des Hundes verfälschen und einem Streit auslösen. Aus einer kreisenden, beschwichtigenden Bewegung kann durch einen Leinenruck schnell mal ein „Leck mich am A…“ werden. Laufen Sie also in solchen Fällen lieber weiter.
Der Schlüssel der Konsequenz
Das ist der letzte Schlüssel, den wir benötigen um eine positive Ausbildung unserer Hunde zu erreichen.
Heute so, morgen so und übermorgen gar nicht? Das weiß jeder, dass das nicht funktionieren kann und doch ist es die größte Schwachstelle. Legen Sie sich Ihre eigenen Punkte fest, was erlaubt ist und was nicht.
“Ohhhh ist der aber süß… darf ich ihm was geben?“ “Nein!!!“ Jetzt kassieren sie böse Blicke. Wenn sie keinen Bettler haben wollen, dann sollten Sie das unterbinden… konsequent sein… und zwar immer. Es ist sowieso nicht sinnvoll von allen und jedem was zu bekommen. Selbst auf den Hundeplätzen ist der Futteraustausch oft zu beobachten. Was machen dann die Hunde? Sie rennen überall hin, betteln und werden teilweise sogar aufdringlich und fangen mit stupsen und bohren an. So kann im Übrigen auch Streit unter den Vierbeiner forciert werden. Die andere Variante ist das Begrüßen. Gerade wenn die jungen Hunde noch klein und besonders knuffelig sind, werden sie immer zuerst begrüßt. Da werden riesige Wellen daraus gemacht.
Da wird gestreichelt und mit der höheren, lobenden Stimme gesprochen und beste Laune versprüht. Der Hund weiß nun also, dass er alles richtig macht. Wenn also Besuch kommt, dann nur wegen mir… also wird er den Besuch gebührend empfangen.
Warten wir mal ein halbes Jahr ab. Der Hund ist nicht mehr ganz so süß und wiegt in unseren Fällen bereits
40 Kilo… noch eine gewisse Zeit später, weit mehr. Jetzt haben wir ein Problem. Wie könnten wir es anders machen? Der Besuch kommt, die Menschen begrüßen sich… wir lassen die Wiedersehensfreude etwas verfliegen und widmen dann unsere Aufmerksamkeit dem Hund, ohne ihm dabei etwas in den Rachen zu schieben.
Bereiten Sie Ihren Besuch auf diese Situation vor. So wird bestimmt auch kein Haustürstürmer aus Ihrem Hund. Ein, -zweimal anders gemacht und wir fangen wieder ganz von vorne an. Das sind nur ganz einfache Beispiele, die mit Sicherheit jeder kennt. Konsequenz bedeutet auch Lebensqualität für Mensch und Hund. Der Hund lebt ohne Regeln und wiederkehrenden Abläufen in völliger Unsicherheit und Stress.
Schaffen Sie Rituale…
Die Schwierigkeit an diesen Zeilen ist, dass es so vieles gibt was angesprochen gehört. Es besteht die Gefahr sich zu verzetteln. Deshalb möchte ich noch einen kleinen Schlenker auf den Hundeplatz machen.
Auf dem Hundeplatz treffen wir uns regelmäßig… oder auch unregelmäßig zum Erlernen der Unterordnung.
Ein für mich etwas befremdlicher Begriff, aber so heißt es eben nun Mal. So hat man es früher schon genannt und es gibt ja auch keinen Grund dies zu ändern, oder doch? In der sogenannten Unterordnung lernen wir, wie der Hund neben Frauchen oder Herrchen bei Fuß läuft, wie er akkurat auf Befehl “Sitz“ und “Platz“ macht, was für den Alltag eine sehr wichtige Rolle spielt. Wir lernen uns zu begegnen und unsere Hunde abzurufen.
In der Regel funktioniert das auch meistens ganz gut. Doch müssen wir uns die Frage stellen, macht unser Hund das, weil er es begriffen hat? Oder macht er es weil wir ihm Tonnen an Fleischkäsewürfel in den Rachen schmeißen? Hat der Hund die Abläufe auswendig gelernt? Natürlich arbeiten wir mit Leckerlies. Es ist ein gutes Mittel, den Schüler an bestimmte Schlagworte und Abläufe heranzuführen. Anfangs in der Hand, später aus der Tasche oder dem Futterbeutel, wenn der Hund etwas gut gemacht hat. Fraglich ist allerdings, wenn wir das Belohnsystem nach Jahren beim gleichen Tier immer noch anwenden. Was bringt ein Hundetraining, wenn wir nur einmal im Monat den Hundeplatz besuchen… Was bringt das Training wenn wir einmal die Woche auf dem Hundeplatz sind, aber unsere Hausaufgaben nicht machen…
Wenn wir darüber nachdenken, landen wir wieder beim Thema “Konsequenz“.
Wir kennen doch alle die Aussage: “Auf dem Hundeplatz funktioniert es gut, aber außerhalb hat Wuffi alles vergessen und benimmt sich wie ein Rüpel. An was liegt das? Auf dem Trainingsgelände befinden wir uns in einem geschützten Raum. Alle kennen sich und der / die Hundehalter/in ist relativ entspannt und gelöst.
Man erinnert sich an das, was getan werden soll. Es ist mehr oder weniger eine eingespielte Sache. Man wird bei Bedarf darauf hingewiesen, wie auf Situationen reagiert wird und welche verbalen oder auch handzeichlichen Signale zu welchem Zeitpunkt gegeben werden. Die Rüden laufen immer schön zwischen den Mädels, so kann nichts passieren. Im Alltag sieht das dann oftmals wieder ganz anders aus. Meistens hervorgehend mit einer negativen Erfahrung sind wir angespannt und verhalten uns seltsam. Der Hund empfängt das Signal “da stimmt was nicht…“ und ist bereits im Aktionsmodus. Dann wird an der Leine gezerrt, im schlimmsten Fall sind wir gedanklich auch noch ganz wo anders. Damit das Szenario komplett wird, kommt uns noch jemand unbekanntes mit Hund entgegen. Wir zucken zusammen, bekommen Schnappatmung und sagen in Gedanken: “Oh Gott, das auch noch“. Glauben Sie mal, dass Ihr Hund das alles mitbekommt. Hier sind wir wieder beim Thema Kommunikation gelandet. Wir rufen “Fuß!“, “komm her!!!“, wir ermahnen ihn beim Namen… 5x… 10x und bringen alles durcheinander. Wir zerren an der Leine… nichts nützt mehr was.
Ihr Hund wird nun das Kommando übernehmen, denn er befindet sich bereits vor Ihnen. Jetzt befinden wir uns beim Thema Vertrauen. Wahrscheinlich hat er das Gefühl bekommen, Sie haben die Situation nicht im Griff.
Denn genau das haben Sie ausgestrahlt, bevor überhaupt irgendetwas passiert ist. Jetzt haben wir angestaute Frustration beim Hund und angestaute Frustration beim Mensch. Wo lassen wir diese jetzt aus? Am besten beim Nächsten, der uns entgegen kommt. Es verhärten sich negative Ereignisse. Wir versuchen nun allem aus dem Weg zu gehen. Am besten gehen wir mit unserem Hund nur noch spazieren, wenn keiner unterwegs ist. Es beginnt ein Teufelskreis, der immer mehr an Radius gewinnt.
Manchmal können wir zierliche Frauen beobachten, die mit drei Hunden spazieren gehen, ohne körperliche Höchstleistung zu vollbringen. Genauso können wir starke Männer sehen, die nicht einmal mit einem Hund klar kommen. Wie kann das sein? Wahrscheinlich hat hier beispielhaft die zierliche Frau das System mit den Schlüsseln, dass ich anfangs versucht habe zu verdeutlichen, verstanden.
O-->> Stimme/Kommunikation
O-->> positive Bestätigung/Belohnung
O-->> Vertrauen
O-->> Körpersprache/Kommunikation
O-->> Konsequenz
Diese Schlüssel sind die Basis für eine gute Ausbildung. Ohne dieses Verständnis werden sie nicht den Traum umsetzten können, den Sie hatten als sie sich für Ihren Hund entschieden haben.
Wie komme ich überhaupt dazu so etwas zu schreiben?
Wir selber haben Drei Hunde, Tendenz steigend. Zwei davon sind Leonberger. Einer davon hatte vor uns bereits zwei Besitzer, kam zweimal zum Erzeuger zurück und sammelte Erfahrungen in zwei Tierheimen. 14 Monate voller Grausamkeiten, Krankheiten, Fehlbildungen, und seelischer Vergewaltigung durch Unverständnis und Ungeduld… einfach weggesperrt. Als wir ihn zu uns holten, galt er bei den Ärzten, aufgrund seiner Fehlbildung, bereits als austherapiert. Seine Schutzhaltung gegenüber anderen Hunden, ließ ihn nicht gerade vertrauensvoll dastehen.
Er hatte eine sehr niedrige Reizschwelle. Bis auf ein paar ganz wenige Ausnahmen, wurde uns dringend davon abgeraten, diesen Hund bei uns aufzunehmen. Heute ist er übrigens über 5 Jahre alt, der liebste Kerl, der mir jemals über den Weg gelaufen ist… mit Aussicht auf ein langes und ausgeglichenes Leben… was bleibt, ist seine körperliche Behinderung. Ich war auf vielen Hundeplätzen zu Gast und auf den meisten Hundeplätzen als solches wieder gegangen. Dominanz und Unterdrückung ist immer noch weit verbreitet. Irgendwie konnte uns keiner voranbringen oder unterstützen. Deshalb habe ich die Ausbildung und die Therapie meines Hundes selber in die Hand genommen. Habe mich selbst geschult und auf eigene Kosten ausbilden lassen. Viele Seminare und Wochenenden damit verbracht, den passenden Weg für mich zu finden und habe eine ganz andere Sichtweise zum Thema Hund bekommen. Mein Focus liegt hier vielmehr im Alltagsleben und geht ganz besonders auf die Individualität der einzelnen Hunde mit ihren Menschen ein. Geprägt von der Themenverwandschaft zu Ernährung, Physiologie und ganz wichtig, der Kommunikation.
Heute unterstütze ich aus diesem Grunde u. a. Welpen und Junghunde mit Ihren neuen Hundehaltern und versuche Sie für diese Themen zu sensibilisieren und die jeweiligen Stärken der einzelnen Teams hervorzuheben. Auch aktuell schule ich mich weiter und werde auch zukünftig keine Gelegenheit auslassen, mein Wissen breitgefächert zu vergrößern.
Leider sieht man immer wieder Mensch-Hund-Konstellationen, die nicht funktionieren. In allen Fällen fehlt einer dieser Schlüssel am Bund, oder einer davon ist zu Bruch gegangen.
Wenn es mal so weit gekommen ist, dass wir unseren Hund während des Trainings oder des Spaziergangs nur noch rügen und nichts positives mehr sehen, dann spätestens sollten wir die Handbremse ziehen und hinterfragen, ob wir vielleicht irgendwas falsch machen. Nur durch positive Bestätigung kann ein Lernerfolg erzielt werden.
Also sollten wir uns doch erst mal die Frage stellen, wer ist unser Hund? Wie funktioniert er? Und was hat er für Bedürfnisse? Wieviel Zeit haben wir, oder können wir investieren und vor allem sinnvoll nutzen?
Für mich in meiner Funktion, als Berater und Trainer ist es oftmals sehr bedauerlich, wie lange die Pausen zwischen den Besuchen der Trainingstage der einzelnen Teilnehmer liegen. Nicht das Du jedes Mal wieder fast von vorne anfängst, du kannst prinzipiell nur zusehen, wie sich die schlechten Eigenschaften verhärten und die Guten vielleicht in einer falschen Form gefördert werden. Ich denke, das ist nicht nur in meiner Landesgruppe so. Gut, vielleicht haben viele lange Anfahrtswege und besuchen Hundeplätze in Ihrer näheren Umgebung. Aber auch hierzu sei gesagt, nicht alle Hundeplätze haben Verständnis für die Bedürfnisse unserer Rasse. Es ist nicht selten zu beobachten, dass die Riesenrassen bereits im 6. Monat die Welpengruppe verlassen müssen, weil sich andere Teilnehmer durch Ihren Hund gestört fühlen. Er ist mittlerweile allen anderen Hunden körperlich überlegen. In der Junghundegruppe ist der eigentliche Welpe total überfordert, auch so kann Frust auf beiden Seiten entstehen.
Die Basis für eine gute Hundeausbildung ist die Ausbildung des Halters. Wenn der Halter gut informiert ist, können Sie mit Ihrem Hund jeden Weg bestreiten, denn wie gesagt… der Hund lernt relativ schnell, wenn man es ihm in einer für Ihn verständlichen Art und Weise beibringt… und vor allem macht er es gerne, freiwillig und es macht beiden Spaß.
Wenn wir das alles verinnerlicht haben, sollten wir zusätzlich bedenken, dass auch nur der Hund, der frei von körperlichen Belastungen, aufnahmefähig für ein positives Training ist. Deshalb ist es bei großwüchsigen Hunden mindestens genauso wichtig, die richtige Balance zwischen Ernährung und Wachstum im Auge zu behalten. Lehrlinge mit körperlichem Unwohlsein sind weniger lernfähig und zeigen diese nicht selten mit Aggressionen, oder verstärkter Ängstlichkeit gegenüber ihren Artgenossen.
Wer sich dazu entscheidet, sich einen Hund als Freund und Lebensbegleiter an seine Seite zu holen, dem sollte klar sein, ihn auch als einen solchen zu behandeln. Es sollte ebenfalls klar sein, dass in den nächsten Jahren viel Arbeit auf den neuen oder unerfahrenen Halter zukommt. Je mehr Wissen Sie sich aneignen, desto weniger kann Ihnen vorgegaukelt werden.
Jetzt könnte man meinen, dass es überall schief läuft… so ist es natürlich nicht. In der Mehrzahl stehen die Hundehalter im Einklang mit Ihren Vierbeinern und sie finden einen Weg, wie sie Ihren Alltag meistern können.
Doch schleicht sich bei mir eben das Gefühl ein, dass sich viele Hundehalter nicht richtig informieren, was es bedeutet, einen Leonberger in die Familie zu holen.
Der Leonberger ist nicht der Hund mit den weinigsten Ansprüchen, es ist auch nicht der Hund bei dem ein großer Garten genügt. Ein Hund, bei dem es reicht, wenn man ihm zwei Mal am Tag streichelt und ihm ordentlich zu Essen gibt. Aufgrund seiner Größe, seines Gewichtes und seines Anspruchs, ist er für mich kein Anfängerhund.
Der Leonberger ist ein sehr Menschenbezogener Hund und gilt in seinen Eigenschaften als gelehrig.
Geben wir ihm doch die Möglichkeit, zu zeigen was er kann… gönnen Sie ihm ab dem Junghundealter eine Leidenschaft für ein Thema, welches er gerne macht und bauen Sie darauf auf.
Vielleicht sollten wir in den Landesgruppen diese Anregung umsetzten und Schulungen besuchen und anbieten, die genau diese Bereiche abdecken. Die Ausbildung sollte einen hohen Stellenwert in einem renommierten Hundezuchtverein haben, wie es der DCLH ist. Denn schließlich ist jeder schwer führbare Hund, ein negativer Spiegel unserer Hunderasse. Machen wir es doch den neuen Hundebesitzern schmackhaft und bieten ihnen ein interessantes und strukturiertes Programm an.
Clemens Baun
(Ausgabe , der Vereinszeitung Leozeit)